Wie viel ist zu viel?
- Rimon

- 9. Juli 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Juli 2021

Wann überschreitet man die Grenze?
Viele stellen die offensichliche Frage: "Wie viel ist zu viel?" Diese Frage setzt voraus, dass die Auswirkungen von Pornos binär sind. Das würde bedeuten Du hast entweder kein Problem oder Du bist Pornosüchtig. Die Frage, wo man die Grenze überschreitet, ignoriert jedoch das Prinzip der Neuroplastizität: das Gehrin lernt ständig, verändet sich und passt sich in der Reaktion auf die Umwelt an.
Studien zeigen , dass selbst eine kleine Menge an supranormaler Stimulation (z.B.: Fast-Food, Pornografie, Substanzen oÄ) das Gehirn schnell umgestalten und das Verhalten verändern kann. So dauerte es beispielsweise nur fünf Tage, um bei gesunden jungen Erwachsenen eine ausgeprägte Sensiblilisierung für Videospiele hervorzurufen. Die Spieler waren (noch) nicht süchtig, aber die erhöhte Hirnaktivität spiegelte das subjektive Verlangen zu spielen wider. In einem anderen Experiment überfraßen sich fast alle Ratten mit ungehindertem Zugang zu fettreicher, zuckerreicher Nahrung bis zur Fettleibigkeit. Es brauchte nur wenige Tage des Junkfoodkonsums, bis die Dopaminrezeptoren der Ratten abnahmen (was ihre Zufriedenheit verringerte). Weniger Zufriedenheit trieb die Ratten zum überfressen oder überkonsum.
Merken sollte man sich, dass für messbare Veränderungen im Gehirn oder negative Auswirkungen keine Sucht erforderlich ist. Während wir lernen und uns an unser sexuelles Umfeld anpassen treten sexuelle Konditionierungen, Sensibilisierung und andere suchtbedingte Veränderungen im Gehirn in einem Spekturm auf. Sie können unser Gehirn , unsere Wahrnehmungen, Prioritäten und sogar unsere Sexualfunktion verändern.
Deshalb sind Fragen wie "Zählt dieses Bild als Porno?" oder "Wie viel Pornokonsum macht süchtig?" fehlgeleitet. Ersteres ist wie die Frage, ob es Spielautomaten oder Blackjack sind, die zu einer Spielsucht führen. Letzteres ist so, als ob man eine Lebensmittelsüchtige fragt, wie viel Minuten sie mit dem Essen verbringt. Tatsache ist , dass das Belohnungszentrum des Gehirns nicht weiß, was Pornografie ist. Es registriert nur die Stimulation durch Dopamin- und Opioidspitzen. Die mysteriöse Interakttion zwischen dem Gehirn des einzelnen Users und den gewählten Reizen entscheidet darüber, ob dieser in die Sucht abrutscht oder nicht.
Wilson, Gary: Porno Im Kopf, 1. Aufl., Kandern, Deutschland: Narayana Verlag, 2021.





Kommentare